Blind schminken – Routine, Geduld und Technik helfen
2021-07-17 | Von Orcam Staff
Auch wenn man blind ist, spielt das Äußere eine wichtige Rolle. Deshalb verzichten viele blinde Frauen und auch manche Männer nicht aufs Schminken. Nach einer ersten Beratung mit Sehenden für die Grundlagen, ist der „Rest“ eine Sache der Ordnung, Übung und Fingerfertigkeit.
Der erste Schritt: Besuch im Kosmetikstudio
Empfohlen wird ein Termin im Kosmetikstudio, um die richtigen Produkte oder auch Farben bestimmen zu lassen. Auch kann man hier herausfinden, wo es möglicherweise Problemzonen gibt. Für blinde und sehbehinderte Menschen ist das Testen der Produkte besonders wichtig, denn es muss entschieden werden, ob es eher der flüssige Lidschatten wird oder der festere. Hier hilft nur probieren, womit man gut klarkommt. Meist ist es jedoch so, dass sich festere Konsistenzen besser eignen, weil man mehr Zeit hat, sie in Ruhe zu verarbeiten.
Der zweite Schritt: Das Makeup
Als erstes wird eine Feuchtigkeitscreme aufgetragen. Im Sommer ist es sinnvoll, wenn diese einen Lichtschutzfaktor in der Höhe der persönlichen Empfindlichkeit hat. Statt eines Makeup-Pinsels ist es für Blinde einfacher, die eigenen Finger für das Auftragen des Makeups zu nutzen, denn mit ihnen ist das Finden der Augenringe leichter. Je nach Hauttyp und eigenen Vorlieben trägt man ein Creme-Makeup oder Mineralpuder jeweils auf den Wangen, der Nase (links und rechts), der Stirn und dem Nasenrücken auf. Dann werden diese Punkte immer in Richtung des Lymphflusses von innen nach außen auf dem ganzen Gesicht verteilt. Mit den Fingern kann man sehr gut nachspüren, wo man das Makeup verteilt hat, wenn man das Gesicht abtastet.
Der dritte Schritt: Das Rouge
Hier wird Rouge mit Verdünnern empfohlen, damit es nicht zu knallig wird, denn blinde und sehbehinderte Menschen können einmal entstandene Apfelbäckchen nicht so leicht korrigieren. Um das Rouge aufzutragen, eignet sich ein großer Pinsel, mit dem dann das Rouge auf die Wangen unterhalb der Wangenknochen verteilt wird. Einmaliges Kreisen im Rouge-Töpfchen reicht für ein Tages-Makeup.
Der vierte Schritt: Das Augen-Makeup:
Für Starter empfiehlt sich erst einmal ein einfarbiger, eher unauffälliger Lidschatten. In der Regel ist es ausreichend, mit dem Finger einmal im Lidschatten-Döschen zu kreisen und ihn dann gleichmäßig auf dem gesamten Lid zu verteilen.
Für die Wimpern hält man die Mascara einfach vor die Augen und führt die Wimpern an die Bürste und klimpert sich so die Wimpern farbig. Mit etwas Übung wird man immer sicherer und ruhiger. Dann sind auch die unteren Wimpern kein Problem mehr.
Der fünfte Schritt: Die Lippenfarbe
Die Lippen schminkt man mit leicht geöffnetem Mund von innen nach außen. Die Lippen können nun zusammengepresst und leicht bewegt werden, damit sich die Farbe verteilt. Auch hier zählen Ruhe, Sicherheit und das Gefühl. Üben könnte man mit einem Fettstift, um sich dann an immer kräftigere Farben heranzutasten.
Allgemeine Tipps und Tricks:
- Das Schminken für Sehbehinderte und Blinde sollte immer gut vorbereitet sein. Alle Produkte und Dinge, die gebraucht werden, sollten in der Reihenfolge auf dem Tisch liegen, die vertraut ist. Dann muss nicht gesucht werden.
- Vor dem Schminken empfiehlt es sich, das Gesicht nach Unebenheiten und Pickeln abzutasten, damit die kleinen „Baustellen“ bekannt sind.
- Für das Dosieren von flüssigem Makeup ist es einfacher, wenn das Produkt in einer Pumpflasche angeboten wird. Dann lässt sich die Menge besser einschätzen.
- Für das Augenmakeup eignet sich eine Farbpalette, bei der in der Reihenfolge erst hellere und dann dunklere Farben angeordnet sind. Dann muss man nicht überlegen, welche Farben wo in der Palette liegen.
- Man kann die Lippenstiftfarbe noch mit einem Wattestäbchen vorsichtig von innen nach außen auf den Lippen verteilen, damit der Gesamteindruck harmonischer wird.
- Um die Produktnamen auf den Verpackungen lesen zu können, helfen mobile Lesegeräte wie die OrCam MyEye. Das federleichte Gerät kann Texte vorlesen und erkennt auch Farben zuverlässig. Die Einsatzgebiete der OrCam sind sehr vielseitig – das Gerät ist eine wirkliche Lebenshilfe für Sehbehinderte und Blinde, die nicht nur auf das perfekte Makeup beschränkt ist. Sie wird in der Regel von der Krankenkasse unterstützt.
Zusammenfassend ist das Schminken ohne Augenlicht eine Tätigkeit, die Übung und eine ruhige Hand voraussetzt. Doch ist es gelungen, gibt sie Sehbehinderten und Blinden ein großes Stück Lebensqualität zurück, wenn man Freude an einem perfekten Makeup hat.
OrCam MyEye
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